Else Eipek-Dinzl war eine große Stifterin: Sie vermachte der Stadt im Jahr 1947 das Dinzlschloss – einen Ort der Kunst und Kultur. Zum Schloss gehört seit jeher das Marterl am Dinzlweg, das die Gönnerin sogar in ihrem Testament nennt. Sie verfügte, dass das einst dort angebrachte Kruzifix aus Eisen auf ihrem Grab aufgestellt wird.
Der Bestimmung übergeben
Das ist geschehen, das Kreuz ist am Grab am St. Martiner Friedhof, das Marterl am Dinzlweg blieb lange leer. Jetzt wurde es saniert und ist nun wieder ein Ort der Kunst: Die Stadt hat es fein restauriert und mit Skulpturen des Villacher Künstlers Johannes Preschern ausgestattet. Im Sommer 2024 wurde das Marterl von Dechant Herbert Burgstaller im Beisein von Edith Mölzer und Kulturreferentin Vizebürgermeisterin Gerda
Sandriesser feierlich gesegnet und seiner Bestimmung übergeben.
Kunst von Johannes Preschern
Die Holzskulpturen von Preschern sind moderne, stark abstrahierte Figuren. Der Künstler bearbeitet Holz mit einer Hacke in einem speziellen Stil und lässt dabei den Rohstoff wirken. So gestalten sich seine Kunstwerke aus sich selbst und aus der Natur heraus. Der gebürtige Villacher ist gelernter Tischler, hat eine Ausbildung zum Holzbildhauer absolviert und Ausstellungen im In- und Ausland organisiert. Für die Skulpturen im Dinzl-Marterl hat er Buchenholz benutzt, das er am Aschermittwoch vor 27 Jahren mit Asche eingelassen hat.
Johannes Preschern
Geboren 1967 in Villach (A); Ausbildung zum Holzbildhauer im Lechtal in Tirol; lebt und arbeitet seit 1992 als freischaffender Bildhauer in Kärnten; einige Auftragsarbeiten wie z. B. für die Außenfassade der Jugendherberge am Faaker See von 1994/95, sowie ein moderner Ambo und Kerzenständer entstanden 2000, für die Filialkirche St. Georg in Faak; Ausstellungen im In- und Ausland.
Preschern verwendet als Grundmaterial für seine Skulpturen Holz, das er im Sägewerk schneiden lässt und später bearbeitet. In den letzten Jahren ist eine Vielzahl von verschiedenartigen Reliefs und Objekten entstanden, die vom Reiz der Oberflächenbearbeitung leben. Seine Skulpturen zeigen deutliche Spuren manueller Bearbeitung mit Hacke und Schnitzeisen. Er arbeitet u. a. auch mit nicht imprägnierten Eisenbahnschwellen.
Aschermittwoch, 1997
Triptychon-Relief und Skulpturen aus Buchenholz und Holzasche (Sockel: Lärchenholz gebeizt / Yachtlack)
Das Triptychon Aschermittwoch aus dem Jahr 1997 besteht aus einem Relief und zwei kleinen stehenden Skulpturen aus Buchenholz. Das Motiv stammt aus der christlichen Heilslehre und symbolisiert den Anfang der vierzigtägigen Fastenzeit Christi in der Wüste. Es geht um Bekehrung und die zeitliche Begrenzung allen Anfangs und Endes - Alpha und Omega. Die Skulpturengruppe wurde am Aschermittwoch mit Holzasche behandelt.
“Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden; denn von ihm bist du genommen. Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück.” (Gen 3,19)
Die roh behauenen Skulpturen sind stark reduziert und erinnern nur rudimentär an eine menschliche Figur. Es handelt sich um schlanke Stelen, die in sich gedreht sind. Preschern bearbeitet seine archaischen Holzskulpturen rau und lässt das Holz meist roh und unbehandelt. Der Bildhauer hat neben freien Objekten auch viele weitere Werke im sakralen Kontext, wie autonome Heiligenfiguren, geschaffen.